Kränkung im Job - wie gehen wir damit um?
Hast du schon einmal eine Kränkung im Job erlebt? Wahrscheinlich ja, denn die meisten von uns erleben das im Laufe ihres Berufslebens mehrfach. Oft wissen wir nicht, wie wir damit umgehen sollen. In diesem Text findest du wichtige Impulse, wie du Kränkungen im Job besser verarbeiten kannst.
Kündigung mit Folgen
Fast 2 Jahre hatte Maurice* auf die Stelle gewartet. Angebote von anderen Abteilungen hatte er abgelehnt, einen Übergangsjob angenommen, um jederzeit einsteigen zu können. Die Freude war groß, als die Zusage endlich kam: Ein neuer Lebensabschnitt, neue Kollegen, neue Möglichkeiten. Doch kurz vor dem Start entwickelte Maurice gesundheitliche Probleme, die einen zeitweiligen Ausfall notwendig machten. Er teilte alles offen mit der Abteilung - aus Rücksicht und um Überraschungen zu vermeiden.
Eine Woche später erhielt er eine knappe Nachricht: „Unter den gegebenen Umständen sehen wir von einer Einstellung ab.“ Drei Sätze - und das Kapitel war vorbei. Maurice fühlte sich gekränkt, verletzt und enttäuscht. Immerhin hatte er fast zwei Jahre seiner Energie auf das Zustandekommen dieses Arbeitsverhältnisses konzentriert. Nun hatte er die Kontrolle über die Situation verloren.
(* - Name geändert)
Kränkung und Selbstwert
Was Maurice erlebt hat erleben wir alle früher oder später. Egal an welcher Position wir auf der Karriereleiter stehen. Kränkungen treffen Berufsanfänger:innen wie Chefs, Azubis wie Geschäftsführende. Sie sind ein universelles Phänomen der Arbeitswelt. Auch ich durfte das schon erfahren.
Kränkung im Job kann am Selbstwertgefühl nagen und uns langfristig unsicher machen. Deswegen ist es wichtig, dass wir Werkzeuge an der Hand haben, wie wir damit sinnvoll und gesund umgehen können.
Kränkung als persönliche Schwäche?
Wenn du online nach “Kränkung im Job” suchst, findest du einige Artikel, die behaupten dass wir selbst Schuld sind, wenn wir uns gekränkt fühlen. Es läge einfach an unserem schwachen Selbstwertgefühl und wir sollen uns abhärten. Schließlich würden Kränkungen dann einfach an uns abprallen.
Das ist falsch. Es ist völlig Menschlich, sich nach einem Angriff auf die eigene Würde verletzt zu fühlen. Egal, wie stark das eigene Selbstwertgefühl ist. Du bist nicht zu empfindlich und es ist nicht dein persönliches Versagen. Sondern eine ganz natürliche, menschliche Reaktion.
Wie können wir mit Kränkungen umgehen?
Kommen wir nun zum praktischen Teil. Wenn wir mit Kränkungen im Job konfrontiert werden, sind drei Schritte wichtig:
1. Gefühle wahrnehmen und anerkennen
Oft neigen wir instinktiv dazu, Kränkungen wegzuschieben oder zu verdrängen. Das führt allerdings dazu, dass sich unsere Gefühle mit der Zeit anstauen. Stattdessen ist es hilfreich, die eigenen Gefühle innerlich zu benennen: Wut, Enttäuschung, Scham oder Traurigkeit. Nimm bewusst wahr, wie du dich gerade fühlst. Zum Beispiel: “Ich spüre gerade Scham”.
Versuche, dich nicht für deine Gefühle zu verurteilen, sondern nur bei der Wahrnehmung zu bleiben.
Schreibe deine Gefühle auf oder sprich mit jemandem darüber. Das hilft, den emotionalen Druck abzubauen und Klarheit zu gewinnen.
2. Abstand gewinnen und reflektieren
Nach einer Kränkung ist es schwer, sofort eine klare Perspektive zu entwickeln. Gib dir etwas Abstand: Ein Spaziergang, Sport oder eine andere Tätigkeit, die dich aus der akuten Situation herausnimmt.
Nutze diese Distanz, um zu reflektieren: Was genau hat mich verletzt? Welche Aspekte lagen in meiner Verantwortung, welche nicht?
So kannst du die Situation realistischer einordnen, ohne dich selbst zu verurteilen.
3. Handlungsoptionen prüfen und Grenzen setzen
Überlege, welche Schritte du konkret unternehmen kannst, um dich zu schützen oder die Situation zu verbessern. Manchmal reicht es, das Gespräch zu suchen, manchmal ist es sinnvoll, die Kränkung innerlich zu verarbeiten und loszulassen. Grenzen zu setzen - klar und respektvoll - schützt dein Selbstwertgefühl langfristig und signalisiert, dass du dich nicht ausnutzen oder entwerten lässt.
Fazit
Kränkungen im Job sind ein universelles Phänomen, das uns alle irgendwann betrifft. Mit den richtigen Werkzeugen kannst du die Folgen abmildern und dein Selbstwertgefühl langfristig stärken. Wenn du merkst, dass dich Kränkungen im Job oder im Alltag oft stark belasten und du dabei Unterstützung brauchst, um dein Selbstwertgefühl zu stärken und klare Orientierung zu gewinnen, kann meine 1:1-Begleitung genau der richtige Schritt für dich sein. In persönlichen Sitzungen arbeiten wir daran, wie du solche Situationen zukünftig besser verarbeitest, deine Grenzen klar setzt und wieder mehr Kontrolle über dein Leben gewinnst.