3 Dinge, die du von deiner Krankheit lernen kannst
Manchmal tritt uns das Leben so richtig in den Hintern. Mit Anlauf und ohne Vorwarnung. Was gestern noch völlig selbstverständlich war, kann heute bereits vorbei sein. Schwere Diagnosen können völlig unvorhersehbar in unser Leben hereinbrechen und alles für immer verändern. Plötzlich ist nichts ist mehr wie es war. So endgültig sich dieser Umbruch auch zunächst anfühlt - so tiefgreifend sind auch die Wachstumschancen, die in unseren Krankheiten verborgen liegen. Entwicklungsmöglichkeiten am Grunde unseres Selbst, die uns anderweitig verwehrt geblieben wären.
Lass und gemeinsam in dieses Thema eintauchen und ergründen, warum es sich lohnt, Krankheiten in jeder Form anzunehmen und was du von ihnen lernen kannst.
#1 - Krankheit birgt tiefe Wachstumschancen
Lass uns zunächst einmal festhalten: Niemand von uns ist vor Krankheit geschützt. Wirklich niemand. Die beste und teuerste Versicherung dieser Welt kann dich nicht vor mentaler oder körperlicher Erkankung bewahren. Das habe ich im klinischen Alltag ständig erlebt. Krankheiten sind ein inhärenter Bestandteil des menschlichen Daseins. Auch der Tod gehört dazu. Unsere Gesellschaft vergisst das gerne und verdrängt diese Tatsachen an Orte außerhalb des öffentlichen Sichtfelds. In Privathäuser, Kliniken, Heime oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung.
Tritt dann bei uns selbst ein längerfristiger oder gar chronischer Krankheitszustand ein, gibt es Probleme. Nicht nur hätten wir niemals damit gerechnet, dass es uns auch treffen kann, darüber hinaus müssen wir dann auch noch um unseren Arbeitsplatz fürchten, erhalten mitunter scharfe Urteile von unseren Mitmenschen oder werden als “schwach” wahrgenommen, wenn wir chronsiche Leidenszustände vor ihnen offenbaren. Dabei liegen in diesen Zuständen wertvolle Schätze begraben, die nur darauf warten, gehoben zu werden. Tiefe Wachstumsschancen, die unser eigenes Leben und das der Menschen um uns herum zum Besseren verändern und auf eine nie gekannte Art bereichern können.
Das interessante ist: Wir können schwere Krankheiten annehmen und daran wachsen. Wir können gestärkt und etwas heiler als vorher aus ihnen hervorgehen. Vorausgesetzt natürlich, wir öffnen uns diesem Prozess und vertrauen dem Leben wie es sich uns gerade zeigt. Diese Entscheidung liegt ganz bei uns. Doch wie genau erkennen wir diese Chancen? Und was genau soll da eigentlich wachsen?
#2 - Krankheit lehrt Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge
Krankheit jeglicher Form trägt eine essenzielle Begebenheit in sich: Sie reduziert unseren äußeren Handlungsspielraum teilweise drastisch und wirft uns zwangsweise auf unserer inneres Erleben zurück. Damit kommt unsere äußere Aktivität erst einmal zum Erliegen. So einschneidend diese Einschränkungen zunächst auch wirken mögen - sie bergen eine unschätzbare Chance für inneres Wachstum und geistig-seelische Heilung. Dabei haben wir die Wahl: Wir können innerlich gegen die vom Leben auferlegten Einschränkungen ankämpfen, und weiterhin mit unseren Sinnen in der Außenwahrnehmung bleiben, oder wir geben uns dem ganzen Prozess hin, ziehen unsere Sinne zurück und öffnen uns damit für Transformation. Das braucht ohne Zweifel enorm viel Mut und Courage, geben wir dadurch schließlich die vermeintliche Kontrolle über die Situation ab.
An diesem Punkt stellt sich dann die Frage: Wie gehen wir eigentlich mit uns selbst um? Begegnen wir uns mit einer Haltung der inneren Ablehung, oder sind wir im Stande, uns Selbstmitgefühl entgegen zu bringen? Geben wir uns vielleicht sogar die Schuld für die Erkrankung oder zeigen wir uns stattdessen bedingungslose Akzeptanz und Freundlichkeit?
Wie ist das bei dir? Kämpfst du noch gegen deinen inneren Zustand an oder zwingst du dich vielleicht sogar dazu, deine Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten? Erlaubst du es dir, krank und verletzlich zu sein? Oder versuchst du, die Einschränkungen zu überspielen? Führst du Krieg gegen deinen Körper oder ist es okay, gerade besondere Bedürnisse zu haben?
Wenn wir uns in einer bedingungslos nachgiebigen und akzeptierenden Haltung begenen, öffnen wir einen Raum für tiefe Heilung. Wir dürfen lernen, uns zu vergeben. Nichts mehr von uns zu fordern. Keine Leistung erbringen zu müssen. Es reicht, einfach da zu sein, mit allem, was sich jetzt gerade zeigt. Wir dürfen lernen, genug zu sein und die Ressourcen zu nutzen, die uns am jeweiligen Tag zur Verfügung stehen. Wir dürfen lernen, darüber hinaus nichts weiter von uns zu verlangen. Dieser Prozess ist nicht einfach und tut stellenweise höllisch weh. Schließlich läuft unsere gesellschaftliche Konditionierung dem Ganzen zuwider. Sich einzugestehen, dass man gerade nicht “kann wie man will” ist ein schmerzhafter Prozess. Er dauert wohl ein ganzes Leben lang an. Aber diese Reise ist ein äußerst lohnenswerter Weg, der dein Leben in der Tiefe von Grund auf verändern wird.
#3 - Krankheit lehrt Urvertrauen
Hast du dich schon einmal gefragt, ob du grundlegendes Urvertrauen besitzt? Oder kennst du Menschen, die dem Leben immer wieder mit einer unbändigen Neugier und Offenheit begegnen und gehörst du vielleicht sogar selbst dazu? Falls ja, wirst du vermutlich über ein stabiles Urvertrauen verfügen. Damit gehörst du zweifelsfrei zur Minderheit. Ich denke ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass das Urvertrauen der meisten Menschen durch Geburts- oder frühkindliche Entwicklungstraumata nachhaltig beschädigt worden ist. Ohne Urvertrauen ist es schwierig dem Leben unvoreingenommen und mit einer bedingungslosen Offenheit zu begegnen. Letztere wiederum ist die Grundvorraussetzung für ein Gefühl des inneren Friedens und der Ruhe. Ohne Urvertrauen glauben wir, in ständiger Gefahr zu sein und sind der Überzeugung, dass das Leben uns schaden will. Die Folge ist eine unablässige Suche nach Halt und Sicherheit im Außen. Dann kommt es zum Aufbau von Machtstrukturen und inkongruenten Beziehungen, zur übermäßigen Anhäufung von Besitz oder zu zwanghafter Kontrolle der eigenen Umgebung oder des eigenen Körpers.
Krankheits- und Leidenszustände können uns genau hier lehren, unser Urvertrauen wieder zu entdecken und zu entwickeln. Wenn wir es zulassen können Krankheiten uns lehren, was es heißt, dem Leben wirklich zu vertrauen. Sich wirklich hinzugeben. Und damit tiefe innere Heilung zu ermöglichen.
Vielen von uns fehlt dieses grundlegende Vertrauen und die tiefe und innere Überzeugung, dass das Leben auf unserer Seite ist. Dass wir geliebt werden. Dass wir getragen und gehalten werden. Dass wir in unsere Fähigkeiten vertrauen und mutig unsere Schritte in dieser Welt machen dürfen. Dass da eine Hand ist, die uns stützt, wenn wir fallen. Wie auch immer diese Unterstützung aussehen mag.
In Krankheit und Einschränkung können wir diese Verbindung wieder entdecken und in uns spüren. Das Leben ist nicht gegen uns. Es ist für uns. Auch wenn uns das oft erst viel später bewusst wird. Wenn wir erkennen, dass das Leben seinen ganz eigenen Plänen folgt, können wir seinem Lauf einfacher vertrauen und müssen nicht ständig dagegen ankämpfen. Auch wenn sich unsere körperlichen und psychischen Gebrechen vielleicht nie ganz verabschieden, so wird durch unser wachsendes Urvertrauen doch die Erfahrung einer tiefen Ganzheit möglich. Damit schaffen wir gleichzeitig beste Vorraussetzungen für unsere körperliche und psychische Genesung.
Du bist nicht alleine. Das Leben ist auf deiner Seite und die Erfahrungen die du machst entwickeln sich langfristig für dich. Auch wenn es gerade vielleicht nicht danach aussieht. Es ist in jedem einzelnen Augenblick möglich, in tiefen Frieden zu kommen. Lass dein Urvertrauen Stück für Stück wachsen, nähre es, und es wird gedeihen.
Fazit
Auch wenn uns Krankheiten auf den ersten Blick als etwas ablehnenswertes und unnatürliches erscheinen, so sind sie doch inhärenter Bestandteil des Lebens. Öffnen wir uns den tiefen Weisheiten, die sie uns zu lehren vermögen, können sie unser Leben auf ganz unerwartete Weise bereichern. Dazu braucht es vor allem Vertrauen, Mut und bedingungslose Selbstakzeptanz. Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, abonniere gerne meinen Newsletter, um keine neuen Artikel und Veröffentlichungen zu verpassen. Ich schreibe regelmäßig neue Inhalte.